Die letzte Fahrt der Barcosa

2023-01-04 (Tag 8)

  • 1d6: 5 → Visionen
  • 1d6+4: 6 → Die Toten rufen vom Grund des Meeres. Was ist ihre Botschaft an dich?
  • Unheilsuhr: ⬛⬛⬛⬛⬛⬛⬛ ⬛⬛⬛⬛⬛⬛ +6 ⬜⬜⬜⬜⬜ ⬜⬜⬜⬜ ⬜⬜⬜
  • 1d6: 3 → Einsicht: Wieso trifft ausgerechnet euch dieses Schicksal?

Irgendetwas stimmt hier nicht. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Ich wünschte, ich hätte nicht mehr angeheuert. Aber der Reihe nach.

Mit der angenehmen Melodie im Kopf schlief ich gestern zwar schnell ein, aber ich schlief nicht lange. Zur zweiten Nachtwache war ich putzmunter und beschloss, in der Messe nach etwas Essbarem zu suchen. Mit einer Portion Porridge im Bauch wollte ich noch an Deck etwas frische Luft schnappen, als ich auf dem Weg aus der Kabine der Javaner leise Musik hörte. Musik, die perfekt zu den Klängen passt, die immer noch in meinem Kopf herumspuken. Die beiden Melodien ergänzen sich, umspielen einander, trennen sich und treffen sich wieder. Sie umspielten mich wie ein Karussell, in dessen Mitte ich stand und die Welt nicht mehr verstand. Ich muss mehrere Minuten mit offenem Mund im Gang gestanden haben, bevor ich beschloss, dass ich wissen musste, was in der Kabine vor sich geht.

Die Kabine der Javaner grenzt an einen Kabelgatt und ich schlüpfte hinein. Die linke Wand war zwar recht vollgestellt mit … Zeug, aber nach etwas schnellem Räumen und Suchen fand ich einen Spalt in der Beplankung der Wand, durch den ich in die Kabine der Hochwohlgeborenen spähen konnte. Ich lugte also durch den kleinen Spalt und sah die Adligen. Wie überraschend. Sie saßen sich gegenüber und während einer in ein Buch vertieft schien, spielte der andere auf einer kleinen weißen Blockflöte. Endlich mal Musik, die ich mir nicht nur einbilde. Die beiden wirkten höchst konzentriert und ich fragte mich, ob ich nicht auch direkt in die Kabine hätte gehen können. So wie die beiden aussahen, würden sie es wahrscheinlich nichteinmal mitkriegen, wenn ich mich neben sie setzte.

Ich guckte mir die beiden noch eine Weile an, bis ich mich fragte, warum ich die beiden anguckte. Oder besser gesagt, warum ich sie überhaupt sehen konnte. Die Musik macht mich noch ganz weich in der Birne. Die beiden kardanischen Lampen in der Kajüte waren aus. Schön, das spart Tran, aber für gewöhnlich sieht man dann auch nichts mehr. Nachts ist es dunkel auf dem Meer. Ich bewegte mich vor dem kleinen Guckloch hin und her, um soviel von der Kabine zu sehen, wie möglich, aber es blieb dabei. Es brannte kein Licht in der Kabine und ich konnte alles darin sehen.

Nach ein paar weiteren Minuten in ich, durch den jetzt dunklen, Gang weiter in Richtung Oberdeck. Dass die Beleuchtung auf dem Gang jetzt aus war, musste soetwas wie kosmischer Humor sein. Ich kann immernoch nicht darüber lachen.

An der frischen Seeluft ging es mir gleich besser. Ich stand an der Reling, und schaute auf das Meer hinaus. Meer, Sterne und Mond sind die großen Beschützer der Seefahrer in der Nacht und sie taten mir gut. Dann verstummte die Musik in meinem Kopf, die Flöte konnte ich schon längst nicht mehr hören, so plötzlich, dass ich ein paar Augenblicke brauchte, um zu bemerken, dass sie weg war.

Dann kamen die Stimmen. Nasse, gurgelnde Stimmern. Alte Stimmen. Ich fing an, zu schwitzen. Erst konnte ich sie nicht verstehen, oder wollte nicht verstehen. Aber alle sagten das Gleiche. Überlappend, lauter oder leiser, das Gleiche.

„Ihr auch.“

„Ihr auch.“

„Ihr auch.“

„Ihr auch.“

Jedenfalls weiß ich jetzt, wer Schuld an diesem ganzen Unheil ist.

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