1d6+10: 16 → In den Fluten unter dir der klare Himmel, über dir
fantastische Welten am Meeresboden
Unheilsuhr: ⬛⬛⬛⬛⬛⬛⬛ ⬛⬛⬛⬛⬛⬛ ⬛⬛⬛⬛⬛ ⬛⬛⬛⬛ +10 ⬛⬜⬜
Gegen die Tür gelehnt, träumte ich vom Untergang der Barcosa. Wie die Ratten verließen wir das Schiff und sprangen in die kalte See. Nur, dass sie nicht kalt war. Im Traum ging ich über die Reling, schwebte mehr als ich fiel in Richtung Wasser, das mich umarmte und an seine Brust zog, mich voller Zuneigung hielt und sanft wiegte. Während ich tiefer und tiefer sank, wurde es immer heller um mich herum. Wie die aufgehende Sonne an einem kalten, wolkenlosen Wintertag ein Farbmeer aus Blau und Grau und Rosa und Gelb hervorlockt, zog mich das Wasser auf den hellblau strahlenden Himmel zu.
Unbekümmert ließ ich mich weiterziehen, ohne Panik, ohne Angst, bis ich mich, in meiner Entspannung neugierig geworden, umdrehte und hinter mir, über mir, die Hölle sah.
Schwarze, poröse Steine und Felsen, überzogen und durchdrungen von dunkelroter, dicker Flüssigkeit, krochen über einen grauen Boden aus toten Muscheln und Gräten. Über die Felsen rutschten Tentakel, ineinander verschlungen, sich eklig aneinander reibend, tastend über den Boden gleitend. Dicke und dünne Tentakel, lang und kurz, verknoteten sich in einem nie stillstehenden Reigen aus schwarz-grünem Fleisch. Es gab keine Körper, keine Augen, keine Münder, nur die aneinander vorbei glitschenden Arme. Dann öffnete sich ein Kreis, langsam, ruhig, ohne Hast bildeten die Tentakel einen Ring um den pechschwarzen Boden, der an dieser Stelle mit den Augen nicht zu durchdringen war. Jetzt sahen die dicken Tentakel aus wie Lippen, von denen Greifarme in alle Richtungen nach Opfern suchten und im Kreis durchbrachen gelbe Stalagmiten und Stalaktiten das unheimliche Schwarz. Die spitzen, im Kreis angeordneten, Nadeln zogen sich auseinander und in der Mitte des jetzt bezahnten Mauls entstand ein neues dunkles Loch. Ein Gang, ein Schlund, der, besetzt von diesen nadelspitzen Zähnen, in die Tiefe nach oben führte.
Angewidert drehte ich mich wieder im Wasser, um weiter in Richtung Himmel zu schwimmen, aber ich fand nur Dunkelheit, wo vorher helles Blau meinen Weg erleuchtet hatte. Panik machte sich in mir breit. Ich begann schneller zu atmen und schluckte salziges Wasser. Mit den Armen und den Beinen rudernd, drehte und wand ich mich, suchte Orientierung, die ich nicht fand. Ich schlug und trat auf das Wasser ein, das mir jetzt mit derselben kalten Gleichgültigkeit entgegentrat, mit der es tausenden von Seglern vor mir begegnete.
Ich gab auf. Schlug und trat und ruderte nicht mehr. Ließ mich treiben, bis das unheimliche Maul des Meeresbodens von oben auf mich herabstarrte.