Die letzte Fahrt der Barcosa

2023-01-23 (Tag 18)

  • 1d6: 4 → Konfrontationen
  • 1d6+10: 16 → Um dich herum sprechen alle in fremden Zungen. Verstehst du, was sie von dir wollen?
  • Unheilsuhr: ⬛⬛⬛⬛⬛⬛⬛ ⬛⬛⬛⬛⬛⬛ ⬛⬛⬛⬛⬛ ⬛⬛⬛⬛ +10 ⬛⬛⬛

Ein Schiff mit nur einem Bruchteil der Crew zu segeln, ist ein furchtbares Unterfangen. Zum Glück war die See ruhig und das Wetter gemäßigt. Nicht, dass es uns am Ende genutzt hätte.

Dirck erklärte mir, dass er einen fixen Stern, z. B. den Polarstern, und entweder die Sonne oder den Mond bräuchte, um unsere Position zu bestimmen. Das mit dem Polarstern wusste ich. Das mit Mond und Sonne nicht. Verdammt. War aber auch egal, weil wir bei genauerem Hinsehen nichts am Himmel sahen, außer diesem Riss mit der seltsamen Farbe, die für jeden von uns anders aussah. Es war ein furchtbar schlechtes Zeugnis für die Verfassung der Mannschaft, dass wir uns nicht einmal über die Farbe stritten. Die explosivste Meinungsäußerung, zu der die Jungs fähig waren, war ein kräftiges Heben und Senken der Schultern.

„Was kannst du mir anbieten, Dirck?“, fragte ich niedergeschlagen.

„Richtung Norden müsste Land sein.“

Ich klopfte ihm auf die Schultern und ging mit einem gelogen-fröhlichen „nehme ich!“ zum Steuermann.

„Lass uns direkt Richtung Norden fahren“, bat ich. Steyn zeigte nur wortlos auf den großen, fest montierten Kompass. Wir fuhren fast genau in Richtung Norden auf den Riss zu. „Ok, lass es uns mit 10° Ost versuchen“, sagte ich nach einem Blick auf den Verklicker. Steyn steuerte etwas Richtung Steuerbord. Und wir fuhren immernoch auf den Riss zu. „20°!“, ich klang sicherer als ich mich fühlte, und ich machte niemandem etwas vor. Wir fuhren immernoch auf den Riss zu, direkt geradeaus darauf zu. Ich würde mit dem Kapitän reden müssen, sobald er aufwachte. „Gut so, weitermachen!“, sagte ich und ging. Steyn hatte nichtmal den Anstand, mich auszulachen.

Auf halbem Weg nach irgendwohin drehte ich um, klopfte Steyn zweimal auf die Schulter und übernahm das Ruder. Nach einer schnellen Halse nach Backbord war bewiesen, was allen klar war. Wir fuhren auf diesen Riss zu, und dabei würde es bleiben.

Ich machte mich auf, den Kapitän zu wecken. Kein Grund, schlechte Nachrichten hinauszuschieben. Ich schüttelte ihn leicht und er kam mit etwas Gemurmel zu sich. Ich erklärte in knappen Worten unser Dilemma. Also das aktuellste Dilemma, die anderen kannte er ja. Troubridge sah mich verständnislos an. Ich hätte Kaffee mitbringen sollen. Also setzte ich an, nochmal zu erklären, was Sache war. Troubridge unterbrach mich barsch und sagte … etwas unverständlichen. Ich antwortete: „Hä“, und er blickte genervt drein. Dann ergoss sich ein weiterer Schwall unverständlichen Kauderwelschs über mich. Auch dass noch. Ich legte dem Kapitän eine Hand auf die Schulter und sagte laut und deutlich: „Ich kann Sie nicht verstehen. Ich denke, es geht Ihnen nicht gut. Bleiben Sie im Bett“. Troubridge guckte mich verständnisvoll an, stand auf und nahm mich vorsichtig am Arm. Er lächelte aufmunternd, deutete auf die Tür und zog mich vorsichtig auf den Gang. Er wollte in Richtung meiner Kabine, ich in Richtung Deck, was zu etwas Gedränge auf dem Gang führte, als ein Seemann hochkam. Ich bat ihn, mir zu helfen, den Kapitän zu beruhigen, während Troubridge in seinem Kauderwelsch auf den armen Seemann einschwadronierte. Der arme Kerl guckte uns beide verwirrt an, dann fragte er etwas Unverständliches. Mir schwante nichts Gutes, als der Segler weiter in einer fremden Sprache auf uns einredete.

Troubridge und ich rannten an Deck, wo Matrosen resigniert an die Reling gelehnt saßen und vor sich hin starrten. Ich sprach den ersten Matrosen an, der nur den Kopf schüttelte. Alle anderen taten das Gleiche. Ich ließ mich zu Boden gleiten und saß wie die andern da, unfähig und unwillig noch irgendetwas zu tun. Als ich doch begann, mich aufzurappeln, zeigte ein Matrose auf den Riss, der jetzt doppelt so groß war wie vor einer Stunde. Ich blieb am Boden sitzen. Wofür sollte ich aufstehen?

Nach einer Weile konnte ich die Leere über mir nicht mehr ertragen und ging in meine Kabine, um mich auf dem Bett auszustrecken. Ich wollte es wenigstens bequem haben. Geschlafen hätte ich gerne, aber es gelang mir irgendwie nicht. Ich fing an, mich selbst zu bedauern, als die Tür aufging und unser Schiffskoch, zwei Becher in der einen Hand, eine große Flasche Whisky in der anderen haltend, hereinkam. Er setzte sich neben mich und goss ein. Habe ich schon gesagt, dass Smutje der Beste ist?

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