Der Vampyr
– John Stagg
"Warum sieht mein Herr so tödlich blass aus?
Warum schwindet das Rote von seiner Wange?
Was fehlt meinem liebsten Ehemann?
Sprich, o Hermann, von deinen wahren Sorgen!
"Warum seufzt du in der stillen Ruhestunde,
Trauernd im Schlaf so traurig dahin?
Bist du von schwerstem Kummer erdrückt,
Von unerträglichen Leiden geplagt?
"Warum bebt deine Brust? Warum klopft dein Herz?
Sprich! Und wenn es Linderung gibt,
Wird Gertrude dir Trost spenden,
Wenn nicht, zumindest dein Leid teilen.
"Verblasst ist die Wange, die einst den Glanz
Männlicher Schönheit zum Vorschein brachte;
Dunkel sind diese Augen in grübelnder Dunkelheit,
Die erst kürzlich mit größtem Glanz leuchteten.
"Sag, warum, auch zur Mitternachtsstunde,
Ringst du nach Luft und atmest so schwer,
Als ob eine übernatürliche Kraft
Dich in den Tod ziehen würde?
"Rastlos, obwohl du schläfst, stöhnst du noch immer
Und erwachst mit krampfhaftem Entsetzen;
O Hermann! Teile deiner Frau mit
Von diesem Kummer, der dein Herz verzehrt."
"O Gertrude! Wie soll ich beschreiben
Die ungewöhnliche Qual, die ich empfinde;
Seltsam und schmerzhaft ist dieses Schicksal,
Ein Schicksal, das ich nicht mehr lange verbergen kann.
"Trotz meiner gewohnten Stärke
Hat die strenge Bestimmung mein Schicksal besiegelt;
Die schreckliche Krankheit wird mich schließlich
Ins stille Grab ziehen!"
"Aber sag, mein Hermann, was ist die Ursache
Dieses Leids und all deiner Sorge,
Das wie ein Geier an deinem Inneren nagt
Und deine Brust mit Verzweiflung quält?
"Sicherlich kann dies kein gewöhnlicher Kummer sein,
Sicherlich kann dies kein gewöhnlicher Schmerz sein?
Sprich, wenn es in dieser Welt Erleichterung gibt,
Die bald deine Gertrude finden wird."
"O Gertrude, es ist eine schreckliche Ursache,
O Gertrude, es ist eine ungewöhnliche Sorge,
Die wie ein Geier an meinem Inneren nagt
Und meine Brust mit Verzweiflung quält.
"Der junge Sigismund, mein einst lieber Freund,
Hat erst kürzlich seinen Atem aufgegeben;
Ich begleitete ihn mit anderen
Ins stille Haus des Todes.
"Für ihn weinte ich, um ihn trauerte ich,
Erfüllte alles, was der Freundschaft gebührt;
Doch traurig kehrt die Freundschaft zurück,
Dein Hermann muss ihm nun auch folgen!
"Muss in das düstere Grab folgen,
Trotz menschlicher Kunst oder Fähigkeit;
Keine Macht auf Erden kann mein Leben retten,
Es ist der unveränderliche Wille des Schicksals!
"Der junge Sigismund, mein einst lieber Freund,
Doch jetzt mein böser Verfolger,
Er erstreckt seine Bosheit sogar
Bis zur Folter meiner Seele.
"Nachts, wenn alle Menschen in tiefem Schlaf ruhen,
Ihre Seelen in sanfter Ruhe ruhen,
Hält meine Seele schreckliche Wachen,
Schärfer als die Hölle es kaum kennt.
"Aus dem düsteren Haus des Grabes,
Aus den niedersten Regionen der Toten,
Irrt der Geist von Sigismund umher
Und verfolgt mich furchtbar in meinem Bett!
"Dort, gekleidet in infernalischem Gewand,
(Durch mir unbekannte Mittel,)
Liegt der Kobold dicht an meiner Seite
Und trinkt mein lebendiges Blut!
"Saugt aus meinen Adern das strömende Leben,
Und entleert die Quelle meines Herzens!
O Gertrude, Gertrude! Geliebte Frau!
Unaussprechlich ist mein Schmerz.
"Wenn der Kobold gesättigt ist,
Von diesem Saugen von Blut berauscht,
Zieht er sich in sein Grab zurück,
Bis die Nacht ihn erneut herbeiruft.
"Dann kehrt er furchtbar zurück
Und entzieht meinem Blut die Lebenssäfte;
Während ich schlummernd mit Qualen ringe,
Mich mit quälenden Schmerzen hin und her wälze!
"Schon jetzt bin ich erschöpft, am Ende,
Sein Karneval ist fast vorbei,
Meine Seele ist von Qualen zerrissen,
Morgen werde ich nicht mehr sein!
"Aber, o meine Gertrude! Geliebte Frau!
Die schärfsten Schmerzen stehen noch bevor -
Wenn ich tot bin, werde auch ich dein Leben suchen,
Dein Blut wird von Hermann ausgesaugt!
"Aber um diesem schrecklichen Schicksal zu entkommen,
Sobald ich tot bin und begraben,
Durchbohre meinen Leichnam mit einem Speer -
Das wird verhindern, dass ich auferstehe.
"O wache mit mir in dieser letzten traurigen Nacht,
Wache allein in deinem Gemach hier,
Aber verberge sorgfältig das Licht,
Bis du meinen Abschiedsstöhnen hörst.
"Dann, wenn die Vesperglocke
Von jenem Kloster traurig erklingt,
Wird dieser Klang meine Todesglocke läuten,
Und Hermanns Körper wird kalt sein!
"Dann, genau dann, entblöße deine Lampe,
Der aufflackernde Strahl, das durchbrechende Licht,
Wird den Kobold von meiner Seite vertreiben
Und ihn sichtbar machen!"
Die ganze Nacht hindurch saß die arme Gertrude da,
Wachte über ihren schlafenden, sterbenden Herrn;
Die ganze Nacht hindurch betrauerte sie sein Schicksal,
Den geliebten Gegenstand ihrer Seele.
Dann, als die Vesperglocke
Von jenem Kloster traurig erklang,
Da wurde sein Abschiedsgeläut geläutet,
Der unglückliche Hermann war kalt!
In genau diesem Moment zog Gertrude
Das verborgene Licht unter ihrem Mantel hervor;
Als sie es erblickte, schrecklich! sah sie
Den Schatten von Sigismund! - traurige Sicht!
Zornig rollten seine wütenden Augen,
Die mit wildem, schrecklichem Starren funkelten;
Und für einen Moment erstarrte er überrascht,
Mit Entsetzen sah er den erleuchtenden Glanz.
Seine Kiefer waren von Blut besudelt,
Mit geronnenem Blut bedeckt,
Und sein ganzes schreckliches Wesen
War aufgedunsen und mit menschlichem Blut gefüllt!
Mit grässlichem Grimm floh das Gespenst;
Sie schrie laut auf - dann verlor sie das Bewusstsein!
Der unglückliche Hermann lag leblos in seinem Bett,
Ganz blass, ein lebloser Körper!
Am nächsten Tag wurde im Rat beschlossen,
(Auf Drängen des Staates,)
Dass die erschauende Natur von solchen Pestilenzien befreit werden sollte,
Bevor es zu spät ist.
Der Chor brach dann in die Begräbnisdome ein,
Wo Sigismund vor Kurzem beigesetzt worden war,
Und sie fanden ihn, obwohl er im Grab lag,
Noch warm wie das Leben und unverwest.
Sein Gesicht war mit Blut befleckt,
Seine schrecklichen Augen waren blutrot,
Jedes Zeichen des früheren Lebens blieb erhalten,
Nur dass er regungslos daliegt.
Sie arrangierten es, den Leichnam von Hermann
In dasselbe Grab zu bringen,
Und durch beide Leichen trieben sie
Tief in die Erde einen gespitzten Pfahl!
Damit war ihre Laufbahn beendet,
Durch dies können sie nicht mehr umherstreifen;
Von ihnen haben ihre Freunde nichts zu befürchten,
Beide ruhen still im schlummernden Grab.