The Assassin

Setup

Dieses Playthrough wurde während des Spiels aufgenommen und anschließend automatisiert transkribiert. Ich habe nur grobe Schnitzer, Doppelungen und Ähnliches entfernt.

Tag 1

Ich bin Hazara. Ich bin ein Assassine. Während ich über die Stadt Venedig gucke, denke ich, dass du nichts von mir gehört hast, noch nie. Wenn du etwas von mir gehört hättest, wäre ich wahrscheinlich tot und säße nicht hier auf dem Dach. Die Sonne ist am Untergehen und mein Tag beginnt. Es ist seltsam still hier. Die Touristen verlassen langsam die Stadt. Die Meute, die sich ins Nachtleben stürzen wird, ist noch zu Hause. Keiner von ihnen weiß, was ihm die Nacht bringen wird. Ich weiß etwas mehr.

Endlich, der Weinhändler fährt die Straße herunter, um meinen und seinen Kunden zu liefern. Ich mache mich auf den Weg nach unten und komme genau rechtzeitig an. Während der Weinhändler an die Tür klopft, schaue ich mir seine Waren an. Eine ganze Menge Essbares und nur ein Fass Wein, faszinierend, oder? Ich hätte gedacht, dass der Weinhändler vorrangig Wein liefert. Egal. Im Moment guckt keiner und ich ziehe den Stopfen aus dem Weinfass und gebe etwas hinzu, eine ganz tolle Mischung aus verschiedenen Zutaten, die ich jetzt nicht nennen kann. Auf jeden Fall werden sie dafür sorgen, dass jeder, der davon trinkt, eine schöne, ruhige Zeit verlebt. Ich glaube nicht, dass jemand davon wirklich einschlafen wird, aber es dürfte die Reflexe aller verlangsamen und dafür sorgen, dass sie nicht zu wachsam sind.

Ich muss noch eine ganze Weile warten, bis die Party losgeht und wieder vorübergeht. Während ich in meinem Ausguck sitze und mir mit der rechten Hand über die Narbe neben meinem Auge fahre, denke ich an meine Vergangenheit. Vor 20 Jahren als Dreijähriger wurde ich zur Firma gebracht. Ich habe keine Erinnerung daran, was vorher war, habe niemanden außerhalb der Firma gekannt. All die anderen Assassinen waren meine Familie. Ich denke besonders an Saran, die blauäugige Schönheit, die so anders aussah als wir alle. Wie viele Tage wir miteinander verbracht haben, wie viele Wochen, Monate, bis sie nicht mehr zurück kamen. Keiner von uns weiß, was mit ihr passiert ist, was aus ihr geworden ist. Wahrscheinlich gar nichts mehr. Ich denke an alle meine Kunden, wie viele Leute, die ich vom Leben zum Tod befördert habe. Mittlerweile weiß ich nicht mehr, wie viele es waren. Ich weiß nicht mehr, ob sie es alle verdient hatten. Manchmal, wenn wir uns fragen, ob wir uns vergeben können, frage ich mich, wofür. Wir haben gelernt, unser Gewissen zu unterdrücken. Ich glaube, Ich glaube, viele von uns würden sagen, dass sie nicht einmal wissen, was ein Gewissen ist. Ich beobachte wieder die Villa und zucke mit den Schultern.

Tag 2

Auf dem Weg über die Dächer werfe ich immer wieder einen Blick auf die Ausgänge der Treppenhäuser. Man möchte ja nicht überrascht werden. An einer Tür, genauer gesagt am Holzrahmen, sehe ich ein geschnitztes, auf dem Kopf hängendes Kreuz. Ich bleibe stehen und betrachte das Symbol, die Schnitzerei ist recht neu, das Holz an der Stelle noch nicht verwittert. Ich gleite mit dem Finger darüber und erinnere mich auf einmal an eine Lektion aus meinen Kindertagen. Das Kreuz ist das Symbol irgendeiner Vereinigung, ich habe vergessen welche, auf jeden Fall wurde uns gesagt, dass wir, wo immer wir es auch sehen, wann immer wir es auch sehen, sofort melden sollen, wo es ist. Ich habe seit Jahren, vielleicht Jahrzehnten, nicht mehr daran gedacht und das Symbol auch nirgends so gesehen. Ich schaue es mir noch einmal genau an, aber es gibt keinen Zweifel. Es ist das umgekehrte Kreuz mit den Augen an Querbalken. Ich sinniere noch etwas über die Symbolik, versuche mich zu erinnern, was damals darüber gesagt wurde, aber nichts geht mir durch den Kopf. Na gut, wird der Tag halt kurz.

Auf meinem Weg in eins der sicheren Häuser werde ich doch tatsächlich von einem Boten der Firma abgefangen. Er drückt mir eine Schriftrolle in die Hand, ich gucke kurz auf das Siegel, es scheint echt zu sein, überlege noch kürzer, ob ich den Boten erkläre, warum ich keine Zeit habe, aber das würde nichts bringen. Der arme Kerl weiß überhaupt nicht, worum es geht und jedes Gespräch mit ihm würde ihn nur verwirren, wenn nicht sogar gefährden. Ich nehme die Schriftrolle und schlage einen Haken zurück, um zu überlegen, was ich tun soll und um zu überprüfen, dass mir niemand folgt. Niemand scheint mir auf den Fersen zu sein, aber die Situation ist trotzdem unlustig genug. Ich öffne die Rolle, um zu lesen, was der Auftrag ist, alles Standard, aber aufwendig, sehr aufwendig.

Ich habe keine Zeit dafür, ignoriere den Auftrag und mache mich wieder auf den Weg in unser geheimes Haus. Dort warte ich zwei Tage, bis jemand der Oberen Zeit hat, sich um mich zu kümmern. Das Gespräch beginnt natürlich genauso wie ich es mir gedacht habe, warum ich den Auftrag nicht erledigt hätte. Jetzt wäre es zu spät und ich wage es nicht dem Älteren ins Wort zu fallen, aber als er mir endlich eine richtige Frage stellt, und nicht nur rhetorische, erzähle ich ihm von dem Kreuz. Jetzt fragt er mich, warum ich nicht schon früher damit herausgekommen bin. Ich gehe davon aus, dass das wieder eine rhetorische Frage ist und schweige. Schweigen ist gut, schweigen bringt einen nicht in Gefahr. Anscheinend sieht auch der Ältere das Kreuz als das wichtigere Thema an und sagt mir, während er aus dem Haus stürmt, dass ich den nächsten Auftrag besser nicht vermasseln sollte. Was heißt denn hier vermasseln?

Tag 3

Die ganze Stadt ist ruhig. Nieselregen fällt seit Stunden herunter. Niemand, der nicht muss, ist um diese Uhrzeit draußen, um nass zu werden, und ich habe endlich Zeit, mir die Statue des alten Webers genauer anzugucken. Er war ein Assassine, das ist wohlbekannt, aber ansonsten weiß man sehr wenig über ihn, außer dass er so gut wie nie herauskam und ein ziemlicher Kindskopf gewesen hat. Er muss eine komische Mischung aus witzigem alten Mann und tödlichem Mörder gewesen sein. Trotzdem hat er der Stadt viel Gutes getan, wofür sie ihm diese Statue gebaut haben, die mittlerweile vergessen in dieser Seitenstraße herumsteht. Früher muss hier alles größer ausgesehen haben. Aber jetzt steht hier, diese Statue, auf der sich die Tauben niedergelassen haben und kaum jemand weiß noch, warum sie hier steht. Ich habe schon ein paar Abende lang den Dreck und Schmutz auf dem Sockel zwischen den steinernen Beinen entfernt und tatsächlich finde ich dort eine Inschrift in der Keilschrift der Assassinen. Ich frage mich, warum niemand sonst sie bis jetzt entdeckt hat. Sie ist allerdings auch sehr klein und äußerst verwittert. Ich kann nur die zweite Zeile ausmachen und sie lautet: „Unter dem Stofflager“. Ich gehe davon aus, dass diese Information noch sehr wertvoll sein wird. Das Stofflager gehört natürlich der Assassinen-Gilde, aber ich wusste nicht, dass dort etwas lagert. Außer Stoff natürlich. Wir brauchen ja auch ein legales Standbein. Ich muss mir einen Plan überlegen, wie ich meinen Handler dazu ausfrage.

Der Gute ist verschlagen und hinterlistig und ich habe keine Zweifel, dass er mich schon lange aus dem Weg geräumt hätte, wenn er sich nur trauen würde. Warum er es noch nicht getan hat? Er hat eine Geliebte. Seine Geliebte ist eigentlich das falsche Wort. Sie ist seine Liebe. Er weiß, dass ich es weiß, und er weiß, dass diese Information mich irgendwie beschützt. Was er nicht weiß ist wie sie mich beschützt. Was er nicht weiß ist, dass ich sie sehr gut kenne, und dass ich ihr einmal das Leben gerettet habe. Jedenfalls denkt sie, dass ich das getan habe. Wie dem auch sei. Ich habe sie gebeten, falls mir etwas zustoßen sollte, also falls wir uns länger als ein halbes Jahr nicht sehen, den Inhalt einer kleinen Schatulle öffentlich zu machen.

Der Plan ist eigentlich viel zu kompliziert, aber mein Handler wird seiner Freundin nichts tun und er hat keine Ahnung, dass gerade sie meine Versicherung ist. Irgendwann, wenn sie vielleicht nicht mehr zusammen sind, wird er denken, dass es mit meinem Schutz auch nicht mehr weit her ist, aber über diese Brücke gehe ich, wenn ich am Fluss stehe.

Tag 4

Der Patrizier stößt uns in letzter Zeit immer öfter sauer auf. Eigentlich ist er ein ganz knuffiger Typ, der sich bemüht, das Richtige zu tun und eine Menge Ehrgefühl besitzt. Leider inspiriert ihn dieses Ehrgefühl jetzt, öffentlich zu sagen, dass man den dunklen Kräften Widerstand entgegensetzen kann und dass man ganz öffentlich sagen kann, dass die dunklen Gestalten abgeschafft gehören. Wir sehen das nicht so und beschließen, dass jemand, der öffentlich sagt, dass wir ihm nichts antun können, öffentlich korrigiert werden muss.

Unser Patrizier ist ein Mann der Regelmäßigkeit und ich weiß, dass er am Ende der Woche immer länger im Rathaus arbeitet und erst nach Einbruch der Dunkelheit herauskommen wird. Also lege ich mich ganz oben im Glockenturm auf der gegenüberliegenden Seite mit meiner Armbrust auf die Lauer und warte. Nach einer Stunde trinke ich die Phiole mit unserem kleinen Helfer leer. Ich habe keine Ahnung was in der Substanz ist, weiß aber genau wie sie wirkt. Erst wird sie meinen Herzschlag verlangsamen und meine Hände ruhig machen, aber sobald ich anfange, mich anzustrengen, wird sie meine Reaktionen und meine Schlagkraft erhöhen. Ich habe einmal gesehen, wie ein anderer Assassine unter der Einwirkung der Substanz 2 km gesprintet ist. Er hat das zwar nicht überlebt, aber die Leistung war beeindruckend. Ich trinke aus und warte, und eine der oft erwünschten, aber manchmal unangenehmen Nebenwirkungen tritt ein. Wartet man zu lange mit der Aktivität, kommen manchmal Visionen und ich sehe, wie der Pfaffe den Glockenturm betritt, um etwas an der Glockenmechanik zu richten und mich dabei überrascht. Ich möchte heute nicht überrascht werden und breche ab. Mit der Armbrust auf den Rücken geschnallt, verlasse ich den Turm, wie ich gekommen bin, durch das schießschartenartige Fenster. Wir wollen doch nicht behaupten, dass der Patrizia recht hat und man uns öffentlich entgegentreten kann, aber heute behält er recht. Na gut, dann mache ich es eben noch öffentlicher.

Die große Kirche wird morgen extrem gefüllt sein. Das ist sie immer, wenn sich das Jahr dem Ende neigt und die Leute anfangen zu überlegen, wie sie den Winter überstehen werden. Direkt am Ausgang, wo das größte Gedränge herrscht, befindet sich ein Alkoven, in dem die Statue irgendeines Heiligen steht. Aus Gründen, die ich nie verstanden habe, ist sie immer hinter einem Vorhang verborgen. Nun, heute, wenn die Messe zu Ende ist, wird dort nicht nur die Statue verborgen sein, sondern auch ich. Das wird ein Spaß.

Ich betrete die Kirche lange vor dem Morgengrauen, während noch alles schläft, um mich in den Alkohol zu stellen. Leider ist der Vorhang verschwunden, die Statue ist den Blicken aller freigegeben und ich sehe keine Möglichkeit mehr, mich dort zu verstecken. Ich habe keine Ahnung, warum das ausgerechnet heute so sein muss. Vielleicht hätte ich mich doch mehr mit der Kirche beschäftigen müssen. Ich möchte aber auch nicht noch einmal länger warten und meinen Auftrag endlich hinter mich bringen. Der Patrizier nervt mich, dieser Auftrag nervt mich. Also verkleide ich mich als alte Matrone in einem schwarzen Sackkleid mit einer schwarzen Haube. Das ist die lächerlichste Verkleidung, die ich je getragen habe, aber sie wird funktionieren.

Ich nehme hinten in der Kirche Platz und lasse die Litanei über mich ergehen. Meine immer rebellische Natur sorgt dafür, dass ich den Prunk und die ganzen Lügen, die der Kleiderträger da vorne erzählt, nicht ernst nehmen kann. So ging es mir schon immer, und in meiner Ausbildung hat mir genau diese rebellische Haltung geholfen, von der Gehirnwäsche, der wir alle jahrelang ausgesetzt waren, nicht übermannt zu werden. Jedes Mal, wenn sie sagten, dass sie alles wissen und immer recht haben und alles gut ist, sagte eine Stimme hinten in meinem Kopf: Warum sollte das so sein, und ich habe ihnen nie vollständig geglaubt. Später hat sich gezeigt, dass genau dieser Unwille alles zu glauben mich zu einem besseren Assassinen macht, allerdings auch zu seinem sehr unangenehmen und mehr als einmal dachte ich, dass mich die Bruderschaft jetzt aus dem Weg räumt. Bis jetzt scheint sie mich aber für nützlicher zu halten, als dass sie mich als störend empfindet.

In meine Gedanken versunken schrecke ich etwas auf, als sich die Kongregation in Bewegung setzt. Ich setze mich auch in Bewegung. Das Gedränge ist perfekt. Ich manövriere mich hinter den Patrizier und die perfekte Gelegenheit ergibt sich am Ausgang, wo alle auf die Statue starren. Der Patrizier blickt nach rechts, schwenkt seinen Kopf nach rechts und blitzschnell verstärke ich die Bewegung und breche ihm direkt vor der Statue das Genick. Niemand hat etwas bemerkt, ich schiebe mich an ihm vorbei und gehe mit den anderen hinaus. Jetzt kommt der Strom der Gläubigen hinter mir ins Stocken und man versucht dem Patrizier aufzuhelfen. Ich glaube nicht, dass das etwas bringen wird.

Tag 5

Es kann doch nicht wahr sein. Ich habe tagelang als Arbeiter bei der Fischverarbeitung angeheuert, um den Vormann, mein aktuelles Ziel, auszuspionieren und heute werde ich entlassen. Ich fasse es nicht, nicht mal zum Fischarbeiter, tauge ich. Aber noch viel schlimmer ist, dass der Vorarbeiter auf mich aufmerksam geworden ist, weil ich die schlechten Nachrichten so gut vertragen habe und so stoisch aus der Wäsche guckte. Er scheint sich daran erinnert zu haben, dass ich ihm letztes Wochenende auf einer Party getroffen habe. So viel Pech kann man doch gar nicht auf einmal haben. Na gut, ich lasse erst mal Gras über die Sache wachsen oder werde einen Kollegen bitten, mit dem Auftrag weiterzumachen.

Mit der gewonnenen Zeit mache ich mich daran, weiter das Stofflager auszuspionieren. Oder besser den Raum darunter. Ich weiß immer noch nicht genau, wie ich dort hineinkommen will. Tagsüber ist das Stofflager mit Arbeitern voll, nachts schleicht der ein oder andere Assassine herein oder heraus. Das Schöne ist, dass ich durch das nächtelange Beobachten den einen oder anderen Kollegen kennengelernt habe, von dem ich vorher noch nicht wusste, dass er in der Gilde ist. Die Vorbereitungen, die Recherche und alles zu lernen, was es über das Ziel zu wissen gibt, ist sowieso das Beste an meiner Tätigkeit. Aber heute Abend werde ich es versuchen.

Es gibt ein zwei Stunden Fenster, in dem die Arbeiter weg sind und in dem nur ein oder zwei Wachen hier sind und noch kein anderer aus meinem Berufszweig vor Ort ist. Ich verstecke mich innerhalb des Gebäudes, wo ich weiß, dass die Wachen mich nicht suchen werden. Sie behalten sowieso nur den Raum um das Lager im Blick. Ich mache es mir einigermaßen gemütlich und beginne zu meditieren, wie immer, wenn ich darauf warten muss, dass es weitergeht. Heute fällt es mir schwer, die notwendige Ruhe zu finden. Ich denke immer noch an mein Pech mit dem Vorarbeiter. Ich könnte den Auftrag natürlich einfach ablehnen, wie ich es damals mit der Frau des Reederei-Besitzers getan habe. Es war toll, das erste Mal einen Auftrag abzulehnen. Ich hatte nicht gehört, dass das ein Assassine jemals getan hätte. Jedenfalls keiner, der es überlebt hat. Es war befreiend, festzustellen, dass die Gilde mich genauso braucht, wie ich die Gilde brauche. Was nicht so toll war, war, dass sich herausstellte, dass der Reeder gar nicht der Böse war, und die Warnung, die ihm mit dem Tod seiner Frau hätte zukommen sollen, das gesamte Problem erledigt hätte. Was das Problem war? Das Problem war, dass wir alle dachten, der Reeder würde Wetten auf das Untergehen der Schiffe abschließen. Es war aber seine Frau und hätte ich sie aus dem Weg geräumt, wäre mindestens eine ganze Schiffsbesatzung am Leben geblieben, statt zu ersaufen.

Endlich ist es so weit und ich mache mich auf in den Keller. Ein paar sehr gute Schlüssel halten mich nicht auf. Ich war schon immer gut im Umgang mit den Dietrichen. Ich schaffe es, die Schlösser zu öffnen und auch wieder zu schließen, ohne Spuren zu hinterlassen. Vielen Dank für meine gute Ausbildung. Ich möchte nicht zu viel Zeit hier verbringen und nehme ein paar der ältesten Unterlagen mit, die ich finden kann. Die Schrift ist ohnehin schwer zu entziffern und ich werde dafür einige Zeit brauchen.

Wie sich später herausstellt, war sie doch relativ einfach zu lesen, aber was ich gelesen habe, hat sogar mich geschockt. Die Ursprünge der Gilde: Geschaffen, um Konkurrenten im Sklavenhandel auszuschalten. Das waren die hohen Ziele unserer Gilde.

Herzlichen Glückwunsch.

Tag 6

Ich bin seit zwei Wochen in Sossano. Hier war ich seit vielen Jahren nicht und ehrlich gesagt hätte ich darauf verzichten können zurückzukommen. Aber was tut man nicht alles für die Arbeit.

Die ersten paar Tage habe ich wie immer die Stadt ausgekundschaftet, um dann für eine Woche meinem Ziel, einem Kaufmann, der hier groß im Lebenshandel ist, zu folgen. Insgesamt scheint er ein einfaches Ziel zu sein. Ich bin nur erstaunt, wie er seine Geschäfte führt. Er hat doch tatsächlich einem Schuldner, der beinahe sein Leibeigener geworden wäre, seine Schulden erlassen. Und sein Bäckermeister verteilt jeden Abend Brot und Gebäck an Obdachlose. Ich habe herausgefunden, dass der Bäcker selbst einmal obdachlos war, und das erklärt natürlich seine Großzügigkeit, aber insgesamt scheint mir die Firma, deren Kopf ich aus dem Weg schaffen soll, sehr sozial eingestellt zu sein. Mein Plan ist einfach, ich will mit ein paar der Obdachlosen eine Ablenkung schaffen und den Kaufmann einfach vom Leben und Tod befördern, während alle dem Spektakel folgen . Also spreche ich abends mit dem großzügigen Bäcker, bevor er zu seiner Runde geht und gebe vor, den Obdachlosen einen kleinen Job besorgen zu wollen. Leider ist der Bäcker nicht sonderlich empfänglich für meine Vorschläge, wie ich relativ schnell im Gespräch merke. Ich beschließe ihm zu sagen, dass die ganze Aktion zu einem Theaterspiel gehört, das wir in drei Wochen am zentralen Platz aufführen wollen, aber er ist wirklich nicht zugänglich. Ich versuche ihn leicht unter Druck zu setzen, aber das geht völlig schief und er greift zu einem großen Messer. Warum zum Teufel brauchen Bäcker große Messer? Ich beschließe meine Maskerade nicht fallen zu lassen und verabschiede mich rückwärtsgehend aus der Bäckerei. Das einzig Gute ist, dass mein Plan B Erfolg hat, der Bäckermeister teilt seinem Chef mit, dass irgendeine Aktion am großen Platz in drei Wochen geplant ist und seine Leibwachen machen sich auf, den Platz zu untersuchen und sich darauf vorzubereiten, dass dort irgendetwas stattfindet. Sie kommen gar nicht darauf, dass die eigentliche Hauptattraktion heute Abend aufgeführt wird.

Ich frage mich, ob der Bäcker sich an mich erinnert. Eigentlich kann das nicht sein, aber wenn so viel schiefgeht, fragt man sich, ob es einen Grund dafür gibt. Als ich das letzte Mal hier in der Stadt war, war ich noch in der Ausbildung. Es war ein sehr lehrreicher Auftrag. Unser Kunde kam einfach nicht aus seinem Haus. Gar nicht. Nachdem wir ganz viele Pläne aufgestellt und wieder verworfen hatten, entschied sich mein Ausbilder für die rabiate Methode. Wir stellten sicher, dass niemand aus dem Haus kam und zündeten es an. Auftrag erledigt. Was ich dabei gelernt habe? Dass es mir nicht gefällt, wenn jemand außer meinem Kunden stirbt.

Tag 7

Dieser Auftrag ist doch schwieriger als gedacht. Nicht nur, dass ich beim Durchspielen meiner Fluchtrouten immer wieder in einer Sackkasse lande, wortwörtlich, in einer Sackgasse. Es klingt mir auch nicht so richtig, einen guten Zugriffspunkt zu finden. Der einzige gute Ort, der einzige gute Zeitpunkt für einen Zugriff scheint das Abendessen zu sein. Während des Essens in irgendeiner Taverne ist nur ein Leibwächter bei meinem Ziel und vor allem isst auch er. Ich frage mich, wer so etwas plant. Ein essender Leibwächter.

Die Gilde ist etwas überrascht, dass mein Auftrag so lange dauert. Anscheinend habe nicht nur ich das Ziel unterschätzt, man schickt mir Sergio zur Unterstützung. Wir können uns nicht wirklich leiden und beschließen, erst einmal getrennt vorzugehen und dann zusammenzutragen, was wir herausgefunden haben und denken. Dazu kommt es nicht mehr, weil Sergio nach ein paar Tagen mit ausgestochenen Augen aus dem Kanal gezogen wird. Ich habe keine Ahnung, ob er etwas gesehen hat, was er nicht hätte sehen sollen oder seine Vorliebe für Glücksspiel das Problem war. Vielleicht sind seine Hände auch langsamer geworden und man hat gesehen, wie er beim Glücksspiel nachgeholfen hat. Wiedem auch sei, ich bin wieder alleine und werde, wenn ich zurück bin, bestimmt gefragt werden, was mit Sergio passiert ist.

Während ich darüber nachdenke, was ich meinen Oberen erzähle, beschleicht mich schon wieder die Überzeugung, dass die Gilde nicht das Gute ist, für das sie alle halten. Also sowieso nicht alle, nur die Mitglieder der Gilde. Mir ist immer noch unklar, warum ich den philantropischen Geschäftsmann hier aus dem Weg räumen soll Und mit meinem neuen Wissen über die Wurzeln und die Geschichte der Gilde komme ich mehr und mehr zur Überzeugung, dass ich nicht für die Guten arbeite.

Vor ein paar Jahren hatte ich schon einmal überlegt, die Gilde zu verlassen, aber mein Mentor hat mich davon überzeugt, dass es besser ist, für die Gilde zu arbeiten und etwas einigermaßen Gutes zu tun, als nicht für die Gilde zu arbeiten und Schlechtes zuzulassen. Und ja, er hat dabei über den Patrizier und seine Frau referiert. Beim Nachdenken bin ich doch tatsächlich eingeschlafen, aber ein Albtraum hat mich hochschrecken lassen. Die Erinnerungen an meine Brandstiftung haben auch Erinnerungen an meine Familie hochkochen lassen. Merkwürdig, ich hatte lange nicht an sie gedacht. Aber jetzt sehe ich sie wieder, verschwommen vor meinen Augen. Aber ich will nicht weiter darüber nachdenken und mache mich wieder an die Arbeit.

Später

Die Aufzeichnungen von Hazara enden an dieser Stelle. Seine Geliebte liest aus ein paar Zetteln, die er ihr noch zukommen ließ, dass er während seines letzten Auftrags von einem ehemaligen Opfer überrascht und getötet oder verschleppt wurde. Viele Fragen, wie die Beziehung der Gilde zu seinen toten Eltern oder ihre Verbindung zu den Anfängen der Gilde bleiben unbeantwortet.
Die Schatulle, die er ihr zur Aufbewahrung gab, ist leer.

Update: 2023-08-20.

Weiter mit: Four Against Darkness.